Schill

Aus den Überlieferungen eines ehemaligen Ansbach Beireuther Dragoners und späteren Schillschen Husaren.


aufgeschrieben von Wilhelm Böttcher, aus Talkau (wörtlich wiedergegeben!)

In Sternin starb im Jahre 1941 der weit über die Grenzen unseres Heimatdorfes bekannte Fischer, Bauer und Viehkaufmann Johannes Radloff. Nach seinen Erzählungen , worauf er besonders stolz war, hat sein aus dem Hannoverschen gebürtiger Großvater in dem seit dem Tage von Hohenfriedberg so ruhmbedeckten Dragoner Rgt. Ansbach Beireuth (später Pasewalker Kürassier Rgt.) gedient und hat in diesem Regiment die Schlacht bei Jena mitgemacht. Was einst bei Hohenfriedberg ein Graf Otto von Schwerin an der Spitze des aus Pommern bestehenden Elite Rgts. fertigbrachte, nämlich das Schicksal Preußens in letzter Sekunde zu Gunsten Preußens zu wenden, so versuchte es an der Spitze desselben Regiments der damalige König Friedrich Wilhelm III. trotzdem der größte Teil des preußischen Heeres und der verbündeten Sachsen bereits auf wilder Flucht war. Der König geriet hierbei ins wildeste Schlachtengetümmel, wobei ihm das Pferd unter dem Leibe erschossen worden ist. Radloffs Großvater hat den König unter seinem erschossenen Pferde liegen sehen und war mit dabei, den König herauszuhauen und ist hierbei verwundet worden.

Trotz heldenhaften Einsatzes blieb dem Rgt. Der Erfolg unter schweren Verlusten versagt, es bewahrte jedoch den König vor feindlicher Gefangenschaft. Unter den Verwundeten und Versprengten, die sich über Magdeburg – Stettin nach Kolberg durchschlugen, befand sich neben Radloffs Großvater unter anderem der ebenfalls im Rgt. Ansbach Beireuth dienende und bei Jena verwundete Leutnand Ferdinand von Schill um in Kolberg ihre Wunden auszuheilen. Nach kurzer Zeit, kaum wiederhergestellt bot Schill dem Kolberger Komandanten seine Dienste an und ging ohne weiteres an die Aufstellung eines Freicorps, dem sich auch Radloffs Großvater anschloß und ist an den Gefechten bei Neubrück, Stolzenberg und Kautzenberg beteiligt gewesen. Nach Erzählungen Radloffs hat das Gefecht bei Kautzenberg einen sehr günstigen Anfang genommen. Schill hat die Franzosen und auch Italiener wie die Hasen gejagt, es hat den Anschein gehabt, als wäre es mit der Belagerung von Kolberg vorbei, als jedoch in höchster Not die Franzosen aus Richtung Altstadt zum Gegenstoß an die Sellnower Straße ansetzten und die Sellnower Straße nicht genügend gesichert war, hat müssen Schill das Gefecht Hals über Kopf abbrechen und sich fluchtartig zurückziehen um nicht abgeschnitten zu werden, wobei einem neben Radloffs Großvater galloppierenden Husaren das Pferd unter dem Leibe erschossen worden ist.
Nach dem Tilsiter Frieden wurde Schill, der es inzwischen zum Major gebracht hatte, zum Kommandeur eines in Berlin neu aufgestellten Husaren Rgts. ernannt. In diesem neuaufgestellten Rgt. Wurde neben Radloffs Großvater auch der größte Teil des Schillschen Freicorps eingereiht, darunter sehr viele Adlige aus Pommern. Als im Jahre 1809 Österreich sich erhob, um das französische Joch abzuschütteln, hielt auch Schill die Stunde für gekommen, um mit dem Korsen abzurechnen. Vor den Toren Berlins verkündete er seinem Rgt. den Kampf aufzunehmen, wobei ihm alle begeistert zustimmten. Auf seinem Zuge durch Pommern strömten ihm noch viele Freiwillig zu. Überall wo sich auf dem Siegeszuge bis zur Elbe feindliche Truppen entgegenstellten, sind sie nach Radloffs Erzählungen geschlagen und zersprengt worden. Da jedoch, der Geschichte nach, Erzherzog Karl von Österreich seine Siege von Aspen und Esslingen nicht ausgenutzt hat, verstummten die Siegesnachrichten aus Österreich, das deutsche Volk erhob sich nicht.

Der König musste Schills Unternehmen für eigenmächtig erklären, Schill blieb daher weiter nichts übrig, sein so siegreich begonnenes Unternehmen abzubrechen und den Rückzug anzutreten. In dem Glauben, dass sich in Stralsund das Beispiel Kolbergs wiederholen würde, zog sich Schill auf Stralsund zurück, wo er Ende Mai anlangte. Bevor jedoch Schill die Festungswerke besetzen konnte, drangen auch schon Napoleons Verbündete, holländische und dänische Truppen in Stralsund ein wo es am 31. Mai zu einem mörderischen Straßenkampf gegen eine fast zehnfache Übermacht kam, wobei die Schillschen trotz heldenhaften Widerstandes der Übermacht erlagen. Radloffs Großvater ist bei dieser Gelegenheit dauernd in der Nähe Schills gewesen, war auch dabei, wie Schill hat den dänischen General mit einem Streich aus dem Sattel gehauen, um gleich nachher von einer Flintenkugel tödlich getroffen, aus dem Sattel zu sinken. Bei diesem Endkampf ist Radloffs Großvater der linke Arm zerschlagen worden, er konnte sich jedoch mit einem ebenfalls dort verwundeten Husaren, dessen Name mir entfallen ist, durchlagen sich den restlichen Tag im Röhricht verbergen, worauf sich beide in der Richtung nach Greifwald durchschlugen.


Radloffs Großvater hat späterhin Napoleons Zug 1812 nach Russland mitgemacht, hat im Freiheitskriege bei Leipzig unter unseren großen pommerschen Landsleuten Blücher und York gefochten, war am Rheinübergang bei Caub beteiligt, machte die Schlachten von Paris, Frühjahr 1814 mit, zog 1815 unter Blücher nochmal nach Frankreich, machte die Schlacht Belle-Allianre-Waterloo mit, hat sich nach dem zweiten Pariser Frieden in Robe, Kreis Greifenberg verheiratet.

Wilhelm Böttcher, Talkau

Anmerkung:
Nach der Regimentsgeschichte des Pasewalker Kürassier Rgts. Hat die Königin Luise das tapfere Verhalten des Rgts. Ansbach Beireuth in der Schlacht bei Jena, wodurch der König Friedrich Wilhelm vor feindlicher Gefangenschaft bewahrt bleib, dem Rgt. Besonders gedankt Die Königin Luise erklärte sich zum Chef des Rgts. Und verlieh dem Rgt. Ihren Namenszug, bestimmte auch in einem Erlaß, das immer die Gemahlin des regierenden Königs von Preußen Chef des Rgts. sei, auch wurde das Rgt. von einem Dragoner in ein Kürassier Rgt. Umgewandelt.
Böttcher

Die Tradition des Schillschen Husaren Rgts. Das auf Befehl Napoleons aus der Heeresliste gestrichen werden musste, wurden vom Husaren Rgt. Von Schill, Schlesisches Nr. 4 in Ohlau weitergeführt.
Böttcher

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