Sternin

Sternin / Neu Sternin

Sternin im Kreis Kolberg-Köslin war ursprünglich ein kleines zweizeiliges Straßendorf am südlichen Rand der hinterpommerschen Küstenebene. Der Ortsname Sternin erscheint erstmals urkundlich 1269 als Starnin, 1310 als Sternyn. Er ist wendischer Herkunft: wend. stary=alt.1864 gab es in Sternin 38 bewohnte Gebäude und ein einstiges Rittergut. Gut Sternin, im Nordwesten des Dorfes gelegen, gehörte seit mehr als einem halben Jahrtausend der Familie von Manteuffel. 1890 wurde es an den Kolberger Konsul Lehment verkauft. Dieser ließ es dann im Jahre 1891 durch den Gütermakler Heinrichsdorff teilweise parzellieren. In den Jahren 1895-1901 teilte der damalige Besitzer des Restguts Sternin, Wilhelm Jachow das Gut ganz auf und die Landgemeinde Neu Sternin wurde gegründet.

Dadurch wuchs die Bevölkerung in Sternin sprunghaft an. 1905 gab es bereits 81 bewohnte Gebäude. Viele der neuen Bewohner waren landlose Bauernsöhne. Nach dem 1. Weltkrieg fanden auch viele Flüchtlinge, aus dem an Polen abgetretenen Westpreußen und Posen, hier eine neue Heimat.

Die Gemeinde Neu Sternin entwickelte sich gut und hatte viele Gemeinsamkeiten mit dem alten Dorf. Kirche und Schule, eine Poststelle, ein Laden und eine Gaststätte wurden von beiden Gemeinden genutzt. Ca. 1923 wurde Neu Sternin mit der bisherigen Landgemeinde Sternin vereinigt.

Zum Gemeindegebiet Sternin gehörte auch die Stätte der alten Manteuffel-Burg, südlich der Molstow. Sie wurde am Peter-Pauls Tag 1432 durch den Abt von Belbruck zerstört. 1843 waren noch Ruinen des Grabens und des Mauerwerks vorhanden, die aber später bis auf wenige Reste, entfernt worden sind.

Das Sterniner Schloss – ein altes Baudenkmal der Heimat

Es gehörte einst zum von Manteuffelschen Besitz. 1945 ließ es ein Pole, der sich „Bürgermeister von Sternin“ titulierte, als seinen rechtmäßigen Besitz umschreiben.

Das Sterniner Schloss, in dem in den letzten Jahren ein Landjahrlager untergebracht war, gehörte Frau Ahrendt. Es liegt in einem uralten Park, der von dem schönen Schlossteich begrenzt wird. Einschließlich des Kellergeschosses hatte es vier Stockwerke, die sich in dreißig Räumen aufteilten.

Das Schloss Sternin hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Nach alten Überlieferungen ist es von dem Geschlecht von Manteuffel gegen Ende des 15. Jahrhundert erbaut worden und war bis zur ersten Aufteilung des Gutes im Jahre 1890 ununterbrochen im Besitz der Familie von Manteuffel. Nach Familienüberlieferungen von seitens meiner Urgroßmutter, die aus dem früheren Louis Riemerschen Bauernhof stammte, hat in dem Schloss Sternin im Jahre 1807 der französische Kommandant gewohnt, der von hier aus die Sterniner Bauern zum Munitionsfahren zur Belagerung von Kolberg einteilte. Auch im Winter von 1811 – 1812, wo Sternin und die umliegenden Dörfer von französischen Truppen belegt waren, wohnte hier wieder der französische Kommandant.

Wiederum mussten von hier aus die Sterniner Bauern den französischen Truppen Vorspann leisten. Im Frühjahr des Jahres 1870 hat der Major von Frankenberg, der die Verwaltung der von Manteuffelschen Güter und die Vormundschaft über die vier Söhne des 1850 verstorbenen Hauptmanns von Manteuffel bis dahin innehatte, das Schloss Sternin gründlich instandsetzen lassen.

Bei der ersten Aufteilung des Rittergutes Sternin erwarb Otto Keup das Schloss Sternin zusammen mit dem Restgut, indessen Besitz er bis zum Jahre 1893 blieb. Bei der dritten Aufteilung im Jahre 1898 (die zweite Aufteilung war 1895) ging es zusammen mit dem Restgut in den Besitz von Wilhelm Jachow aus Kölpin über. Nachdem unter Herrn Jachow im Jahre 1901 die vierte und letzte Gutsaufteilung durchgeführt worden war, verkaufte im Frühjahr 1905 Herr Jachow das Schloß Sternin an den Fleischermeister Robert Brehmer aus Körlin.

Herr Brehmer hat das Schloss hauptsächlich als Mietskaserne verwandt, es wohnten fast zehn Familien darin. Im Frühjahr 1919, als der Rittmeister Stenzel von Herrn Brüggemann das Rittergut Kienow erwarb, kaufte er auch das Schloss Sternin. Herr Stenzel, der noch im Besitze eines anderen Gutes war, verkaufte es im Sommer 1919 zusammen mit dem Rittergut Kienow an Herrn Reinhold Ahrendt aus Berlin. Herr Ahrend ging sofort daran, die Spuren der Mietskaserne zu beseitigen und setzte das Schloss würdig instand. Seit 1934 war im Schloss Sternin ein Landjahrlager , zuerst für Mädel, das nächste Jahr jedoch für Jungen eingerichtet.

Als im Winter 1945 die Trecks aus dem Osten kamen, diente das Schloss als Massenunterkunft für Flüchtlinge. Im Sommer 1945, als ich auf Befehl der Sowjets die Bürgermeistergeschäfte für Sternin führen musste, richtete ich im Schloss Sternin ein Lager für deutsche Kriegsgefangene ein. Diese mussten den Sowjets unsere Ernte bergen helfen und sahen in Sternin ihre zweite Heimat.

Nachdem die Polen die Verwaltung übernommen hatten, ließ sich der auf dem Grundstück von Willi Schulz wohnende Pole, der angab, Oberbürgermeister von Sternin zu sein, das Schloss für sich als rechtmäßigen Besitz anschreiben. Bezogen hat er es nicht, weil sich nach seiner Meinung böse Geister in dem Schloss umtrieben.
Wilhelm Böttcher

Nachsatz
Das Sterniner Schloss wurde 1945 versehentlich gesprengt und brannte aus. Die Ruine wurde später abgebrochen

Von Wilhelm Böttcher

Erschienen in der Pommerschen Zeitung

Der Sterniner See

Eine der größten Naturschönheiten im Landkreis Kolberg-Körlin ist der Sterniner See. Er liegt eingebettet in sandigen bewaldeten Höhen und saftigen grünen Wiesen. Die steil zum Ufer hinabführenden Abhänge sind von uralten Buchen und Eichen bestanden, deren Saum von der Ostseite stellenweise vondichtbestandenen Tannen eingefasst ist. Das Wasserreservoir wird vom dem im Norden einmündenden Mühlenbach und in N.W. von dem aus den Kalkkuhlen kommenden Bächlein, dem sogenannten Weißfischbach, gespeist. Im Süden ist der See durch den Aalfangbach mit der Molstow verbunden. Um ein Abwandern der Fische in die Molstow zu unterbinden ist dieser Bach durch einen Aalfang gesichert. Der Fischreichtum des Sterniner Sees ist sprichwörtlich. Vom räuberischen Hecht bis zum kleinsten Weißfisch sind alle Fischsorten vertreten, besonders aber goldige Bleie, Karauschen und Schleie. Neben Barschen, Plötzen und Rotaugen, ist besonders stark der Aal vertreten, dessen Wandertrieb bei gewitterschwülen Nächten meistens auf dem Aalfang endet. Der Aalsegen war manchmal so groß, das es unmöglich war, ihn auf einmal loszuwerden, und ihn daher in einem im See verankerten Kasten aufbewahren musste.

Die beschatteten kühlen Fluten luden im Sommer bei großer Hitze schon im Vorbeigehen zum Baden ein, oft an den Abenden, besonders aber an Sonntagen herrschte am Sterniner See regelrechter Badebetrieb. Die Gemeinde Sternin, hat dem Bedürfnis der Zeit entsprechend, sich den Verhältnissen angepasst, in dem sie zwei Badestege, einen für Schwimmer und einen für Nichtschwimmer angelegt hat. Auch wurde ein vom Rohr des See’s gedecktes Badehaus, mit mehreren Ankleidekabinen erbaut, dass sich im Laub der Bäume versteckte. Dies wirkte sich besonders anziehen für unser Dorf aus, weil besonders viele Großstädter die fernab dem Getriebe der Großstadt entrückt sein wollten, in den kühlen Fluten des Sterniner See’s Erholung suchten, wodurch viele Sterniner Familien eine Nebeneinnahme hatten.

Eine Kolberger Beamtenfamilie, die ihre Urlaubszeit in Sternin verbrachte, hatte sich am Ufer des See’s sogar in einem ausrangierten Bus wohnlich eingerichtet.
Nicht nur im Sommer, sondern auch bei anhaltendem Frostwetter im Winter, herrschte am Sterniner See Hochbetrieb. Man konnte beobachten, dass nicht nur Sterniner sonder auch sehr viele Auswärtige, mitunter auch Schulen auf der spiegelglatten Eisfläche dem Eissport huldigten.
Unter sowjetischer Besatzung widmeten auch die Sowjets dem Sterniner See ihre besondere Beachtung, indem sie mit zwei am Ostseestrande gestohlenen Fischerbooten auf dem See Vergnügungsfahrten anstellten, um zu gleicher Zeit aber auch mit Handgranaten zu fischen, wodurch unter dem Fischbestand großer Schaden angerichtet wurde.

Nachdem die Polen den Bauernhof von Ewald Trieglaff mit dem See geraubt hatten, glaubte der neue Besitzer einen großen Fischzug zu machen, er zerriss jedoch infolge Unkenntnis das große Zugnetz schon beim ersten Fischzug in zwei Teile. Bei den weiteren Versuchen nur mit einem Flügel zu fischen, fing man auch nicht einen Fischschwanz.
Der Sterniner See war bis zum Jahre 1890 von Manteufelscher Besitz, bis 1898 gehörter er Herrn Otto Keup. Im Jahre 1898 erwarb in Johannes Radloff. Da jedoch Radloffs beide Söhne im ersten Weltkrieg blieben, überging im Jahre 1927 der See in den Besitz seiner Tochter Erna.

Wilhelm Böttcher

Der Hof


In Sternin besaß die Familie Von Manteuffel  ein großes Gut mit vielen kleinen Außenhöfen.

Johannes und Pauline Radloff, geb. Bonneß kauften um 1900 einen der Höfe aus dem von Manteuffelschen Besitz . Ca 120 Morgen Grundbesitz  – und der Sterniner See gehörten dazu.

 Pauline hatte ihren unehelichen Sohn Emil mit in die Ehe gebracht. Aus der Ehe mit Johannes waren die Kinder Anna, Max und Paul geboren worden. Hier in Sternin wurde ihr fünftes Kind Erna geboren.Anna und Albert Trieglaff kamen 1913 nach Sternin und kauften einen der Höfe. Sie brachten ihre 5 Kinder, Helene, Elise, Marth,  Ewald und Elli mit. In Sternin wurde dann noch Charlotte geboren.Als sie erwachsen waren, verliebten sich Ewald Trieglaff und Erna Radloff.Ewalds älteste Schwester Helene hatte mit ihrem Mann Albert Strelow den Trieglaff Hof übernommen, und so zog Ewald auf den Radloff-Hof und half seinem Schwiegervater. Da Ernas beide Brüder Max und Paul im 1. Weltkrieg gefallen waren, erbte sie 1936 den Hof von ihrem Vater Johannes. Ewald und Erna bekamen die Kinder Waltraud, Alfred und Klaus.Zwei Generationen lebten nun auf dem Hof und ernährten sich von der Landwirtschaft, als Viehhändler und von der Binnenfischerei. Ewald wurde Kommissionär für den Zentralen Viehhof in Berlin. Für eine Provision von 2% belieferte der den Viehhof auf eigenes Risiko.

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Quellen und Literatur
-Erzählungen eigener Familienmitglieder
-von Manfred Vollack „Das Kolberger Land“
bearbeitet und herausgegeben im Auftrag des Heimatkreises Kolberg-Körlin
1999 bei der Husum Druck und Verlagsgesellschaft erschienen

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